Seit fast 800 Jahren prägt die Nikolaikirche das Zentrum von Berlin und gilt als älteste noch intakte Kirche. Das mittelalterliche Baudenkmal und Museum steht heute unter Denkmalschutz. Einst war es ein Gotteshaus, heute dient es als Museum der Kirchen-, Bau- und Stadtgeschichte. Sie befindet sich im Ortsteil Mitte im Nikolaiviertel.
Anlässlich der 750-Jahr-Feier Berlin wurde die Nikolaikirche wiederaufgebaut und beherbergt seitdem die Dauerausstellung vom Stadtgrund bis zur Doppelspitze, Einblicke in die Geschichte des Bauwerks und in die Geschichte des benachbarten Viertels. Des Weiteren wird die Nikolaikirche für Veranstaltungszwecke genutzt. So dient sie als Konzertkulisse und lädt regelmäßig auch Kinder und Jugendliche zu einem eigenen Programm ein.
Die Nikolaikirche geht vermutlich auf mindestens zwei Vorgängerbauten zurück, wobei die erste etwas um das Jahr 1230 entstand und den regionalen Typus einer spätromanischen Pfeilerbasilika verkörperte. Der Westbau der Kirche, der durch frühgotische Züge inspiriert ist, ist bis heute erhalten und entstand rund 1230. Den Namen erhielt die Kirche von dem Heiligen Nikolaus von Myra. Im Laufe ihres Bestehens wurde die Nikolaikirche mehrfach umgebaut und verändert. Ein wichtiges Kriterium hierbei war die wirtschaftliche Leistungskraft der Berliner Bürger, denn diese sollte sich in der Stilistik der Baukunst wiedergespiegeln. Heute erstrahlt der sanierte, schlichte, gotische Hallenbau in frischen Farben. Das Charakteristikum der Nikolaikirche, der markante Doppelturm, prägt seit dem Ende des 19. Jahrhunderts die Silhouette der Stadtmitte.
Unterwegs im Nikolaiviertel
Während des Zweiten Weltkrieges wurde die Nikolaikirche aufgrund eines Bombenangriffs fast vollständig zerstört und blieb bis 1984 eine Ruine. Erst im Jahre 1987 wurde sie anlässlich der 750-Jahr-Feier von Berlin wiederaufgebaut. Man verwendete hierfür alte Zeichnungen und Pläne, sodass ein originalgetreuer Wiederaufbau ermöglicht wurde. Eine Erneuerung war die Installierung eines aus 41 Glocken bestehenden Glockenspiels im Turm.
Anfänglich diente die Nikolaikirche als Ort des Glaubens und als Begräbnisstätte von bedeutsamen Berliner Familien, doch im Laufe der Zeit fanden auch viele historische Ereignisse an jenem Ort statt. So war die Nikolaikirche 1809 Schauplatz, als die erste Stadtverordnetensammlung vereidigt wurde. 1991 konstituierte sich an diesem Ort das erste, frei gewählte Gesamtberliner Abgeordnetenhaus.
Ein Gotteshaus mit bewegter Geschichte
Die Nikolaikirche erlangte eine besondere Bedeutung als Wirkungsstätte des protestantischen Kirchenlieddichters Paul Gerhardt. Dieser war an dem Ort von ca. 1657 bis 1667 als Pfarrer und Kirchenliedkomponist tätig. Auch der bekannte Komponist Johann Crüger musizierte hier von 1622 bis 1662 und brachte wertvolle Kirchenlieder hervor. Ein weiterer bekannter Theologe, der in der Nikolaikirche tätig war, war der lutherische Pietist Philipp Jacob Spener, welcher von 1691 bis zu seinem Tode im Jahr 1705 als Probst in der Kirche arbeitete. In der Zeit von 1913 bis 1922 war ein weiterer Pfarrer namens Wilhelm Ludwig Georg Wessel in St. Nikolai ansässig. Er war der Vater von Horst Wessel, einem SA Sturmführer, nach dem das gleichnamige Lied benannt wurde. Im Jahre 1939 fand der letzte Gottesdienst in der St. Nikolaikirche anlässlich des 400. Jubiläums des Übertritts zur Reformation statt.
Die im Krieg stark zerstörte Nikolaikirche, wurde nach ihrem Aufbau in den 80er Jahren im März 2010 nach einer umfassenden zweijährigen Sanierung mit einem Festprogramm wiedereröffnet. Im Zuge der Sanierung wurden einige Barockfiguren des ursprünglichen Altars wiederaufgestellt und die restaurierte Kanzel der nicht wiederaufgebauten Franziskaner-Klosterkirche wurde im Kirchenhauptraum eingebaut.