In der Schützenstraße 6 an der Ecke zur Charlottenstraße steht das Hotel Roter Adler, eines der repräsentativsten Jugendstilgebäude in Berlin Mitte. Wer heute vor dem Gebäude steht, dem fällt sofort der Stilmix aus unterschiedlichen Zeiten auf: Der Gebäudeeinschub an der Straßenecke stammt aus einer neueren Zeit, ist seine Fassade doch so viel heller, schmuckloser und sachlicher als die aufwendig verzierten Außenwände der beiden originalen Gebäudeteile.
Architektur
Anno 1907 wurde das Hotel mit vielen Erkern und Fassadenmalereien sowie Ornamenten erbaut. Der Baumeister war Otto Michaelsen, weshalb das Gebäude auch unter dem Namen Michaelsen-Palais bekannt war. In dem Jugendstilgebäude finden sich ebenso Elemente aus der Architektur der Renaissance und der Gotik wieder. Der heutige zusätzliche Kontrast zwischen alt und neu lässt den Bau einzigartig und besonders originell erscheinen.
Neben gemalten Jugendstilmotiven sowie gotischen und romanischen Ornamenten sind auf der Fassade patriotische Figuren zu sehen: Über dem großen Giebel sind Karl der Große und Wilhelm I. dargestellt. Neben weiteren Persönlichkeiten schauen die Abbildungen von Freiherr vom und zum Stein und Otto von Bismarck von der Häuserwand.
Geschichte und aktuelle Nutzung
Das Gebäude wurde ursprünglich für den Kaufmann Emil Vogt errichtet. Dieser musste es jedoch nur ein Jahr nach dem Bauende an die Winterthur-Versicherung verkaufen, die dort bis zum Ausbruch des Krieges residierte. Nach dem Krieg war dort sowohl das Hotel Roter Adler als auch ein Bürotrakt an der Charlottenstraße untergebracht. Letzterer wurde durch die Berliner Oberstaatsanwaltschaft und die Strafsenate des Kammergerichts genutzt. Nur wenige Jahre nach der Fertigstellung des Gebäudes, im Jahr 1915, wurde das Hotel vollkommen in ein Geschäftsgebäude umgenutzt.
Während der Bombenangriffe im Zweiten Weltkrieg wurde das Gebäude, wie viele andere repräsentative Bauten in Berlin, stark beschädigt. Ein Großteil des sich über die Charlottenstraße erstreckenden Gebäudeteils war nicht mehr zu retten. Die noch intakten und wiederhergestellten Gebäudeabschnitte wurden zur Zeit der DDR vom Tief- und Straßenbauamt genutzt. Nach der 1990 beanspruchte die Versicherung das Gebäude für sich. Es sollte abgerissen werden, doch dank des Denkmalschutzes blieb es erhalten.
Im Jahr 2001 wurde die ehemals zerstörte Gebäudeecke stark vereinfacht rekonstruiert. Der Neuaufbau durch die Architekten Nalbach und Nalbach kostete rund 40 Millionen D-Mark. Heute wird es als „exklusives Bürogebäude“ vermietet.